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Weißkohl / Spitzkohl


Erste Belege für den Anbau von Weißkohl in Deutschland stammen in Form von Illustrationen aus dem 16. Jahrhundert. Er stammt, wie viele andere Kohlarten vom Wildkohl ab. Die einfache Möglichkeit, Weißkohl als Sauerkraut zu konservieren nutzten die Seefahrer jener Zeit. Das Einlegen in einer 2-Prozentigen Salzlösung machte den Kohl haltbar, wobei die wichtigen Vitamine, insbesondere das Vitamin C, erhalten blieben. So konnten sich die Seefahrer, die damals Monate oder auch Jahre auf See waren, vor der Mangelkrankheit Skorbut schützen. 

Spitzkohl (Filderkraut) ist eine, wie der Name schon sagt, Weißkohlvariante, die nicht rund, sondern nach oben hin verjüngend (spitz) wächst. Das Filderkraut ist nach dem Anbaugebiet Fildern rund um Stuttgart benannt.


Der Boden


In dem Beet sollte in den letzten vier Jahren kein Kohl angebaut worden sein. Das gilt auch für alle anderen Kreuzblütengewächse. Beachte das auch bei einer eventuellen Gründüngung. Gelbsenf zum Beispiel gehört ebenso zu den Kreuzblütern. Eine zu häufige Anbaufrequenz kann zu Kohlhernie führen. Das ist eine Pflanzenkrankheit, die von dem Schleimpilz Plasmodiophora brassicae ausgeht und zu Gewebewucherungen an den Wurzeln von Kohlpflanzen führt. Der Boden wäre bei Befall sehr viele Jahre für Kohlpflanzen und andere Kreuzblüter nicht mehr nutzbar. 

Den Boden bereiten wir bereits im Spätherbst, allerspätestens im zeitigen Frühjahr mit einer    reichlichen Kompostgabe und einer dicken Mulchschicht vor. Weißkohlpflanzen sind Starkzehrer und brauchen reichlich Futter.

In 2022 hatten wir einige Kohlköpfe, die zwar riesengroß waren, aber dafür ziemlich locker ausfielen. Das heißt, wir konnten den Kopf leicht mit der Hand eindrücken. Ich vermute, dass wir bei der Kompostgabe im Frühjahr etwas zu großzügig waren und dadurch einen etwas zu hohen Nährstoffgehalt im Boden hatten. Zwar waren die Pflanzen durchaus gesund, aber ich denke, dass diese luftigen Köpfe grundsätzlich anfälliger für Krankheiten sind. Möglicherweise hat das gute Wetter im Sommer das verhindert. 


Die Aussaat


Wir säen den Weißkohl gemeinsam mit vielen anderen Kohlarten ab ca. März bis April (später geht auch noch) im unbeheizten Gewächshaus in Anzuchtschalen aus. Das Saatkorn stecken wir ca. einen halben bis einen Zentimeter in die Anzuchterde. Im Gewächshaus bleiben die Jungpflanzen auch stehen, bis sie ab Ende Mai bis Ende Juni ins Beet kommen. Die Pflanzzeit richtet sich bei uns auch danach, ob wir noch eine Vorkultur im Beet stehen haben und das Beet für den Weißkohl frei geworden ist. Zu beachten gilt, dass es frühe, mittlere und späte Weißkohlsorten gibt, weshalb die Aussaat und die Ernte entsprechend zeitlich einzuordnen ist.


Vorkultur


Als Vorkultur eignen sich Frühkartoffeln oder auch Erbsen. Diese machen das Beet relativ früh frei und es ist Platz für die jungen Weißkohlpflanzen. Besonders Erbsen als Leguminosen reichern den Boden noch zusätzlich mit Stickstoff an, was dem Weißkohl als Starkzehrer zugute kommt.


Unkraut und Mulch


Damit dem Weißkohl die Nährstoffe möglichst reichhaltig zur Verfügung stehen, versuchen wir, das Beet frei von Unkraut zu halten. Insbesondere das intensive Unkrauthacken soll die Wurzelbildung bei Weißkohl fördern. Beim Freihalten von Unkräutern unterstützt uns außerdem eine Mulchschicht, die hauptsächlich aus Rasenschnitt besteht. Die Mulchschicht hilft, den Boden feucht zu halten und verhindert außerdem das Ausschwemmen der Nährstoffe. Wir bringen sie immer nur nach und nach in dünnen Schichten auf.


Düngen und gießen


Wir düngen ausschließlich mit organischem Dünger und reifem Kompost. Den bringen wir alle drei bis vier Wochen aus und arbeiten ihn im Boden leicht ein. Zum Herbst hin düngen wir nicht mehr. Brennnesseljauche ist übrigens auch sehr gut geeignet, allerdings sollte diese nur in geringen Mengen eingesetzt werden und auch nur zu Beginn der Wachstumsperiode, denn zu stickstoffhaltige Düngung kann zu lockeren Kohlköpfen führen, die ein Eldorado für Pilze und Schädlinge sind. Ist uns bei Weißkohl zwar noch nicht passiert, aber eine Rosenkohlernte mussten wir schon mal abschreiben.


Pflege


Wie oben schon beschrieben, mag Weißkohl das regelmäßige Hacken des Boden, wodurch eine gute Belüftung des Boden gefördert wird. Werden einzelne Kohlblätter gelb, brechen wir diese aus. Weißkohlpflanzen, die krank erscheinen, nicht richtig wachsen oder sogar matschig werden, nehmen wir frühzeitig aus dem Beet heraus, um eine mögliche Krankheitsübertragung zu vermeiden. Manchmal wächst die eine oder andere Pflanze etwas langsamer als die anderen. Hier beobachten wir die Pflanze zunächst und reißen sie nicht gleich heraus. Erst wenn wir feststellen, dass sich wirklich gar nichts mehr tut, wird sie aus dem Beet entfernt.


Standfestigkeit


In einigen Fällen neigt Weißkohl sich zur Seite und scheint umgefallen zu sein. Das macht gar nichts und kann man beruhigt ignorieren.


Schädlinge


Sieh Dir mal das Bild mit den Raupen auf dem Rosenkohl an. Das sind die Raupen des großen Kohlweißlings, ein Schmetterling. Der Kohlweißling legt seine gelben Eier in kleinen Gruppen vorzugsweise auf die Unterseite der Kohlblätter ab. Die Raupen sind sehr gefräßig und können der Kohlernte schon einmal den Garaus machen. Wir haben versucht, durch Mischkultur, insbesondere mit Tagetes (Studentenblume), die den Schmetterling durch den Geruch der Pflanze verwirren soll, den Befall zu verhindern, bzw. zu minimieren. Naja…..sämtliche Kohlpflanzen waren befallen :-)

Unser Grünkohl jedoch wurde kaum von den Raupen besetzt. Ich weiß nicht, ob es an der roten Sorte lag, oder es einfach nur Zufall war. Wer wirklich Ruhe davor haben will, sollte Kulturschutznetze verwenden. Es gibt natürlich noch zahlreiche weitere Schädlinge, die den Rosenkohl befallen können, wie z.B. die weiße Fliege. Damit hatten wir aber noch nie Probleme. Der Hauptschädling in unserem Kohlanbau ist bisher immer noch die Raupe des Kohlweißlings. Und natürlich Schnecken…


Ernte


Weißkohl ernten wir ab ca. Ende Juli / Anfang August. Zunächst ernten wir die Köpfe nur nach Bedarf, also wenn wir den Kohl sofort verarbeiten. Später im Herbst ernten wir dann den Rest. Auch wenn es heißt, dass Weißkohl auch im Winter noch geerntet werden kann, haben wir die Erfahrung gemacht, dass insbesondere nach frostigen Zeiten der Weißkohl häufig matschig wird. Haltbar machen wir den Weißkohl in der Regel durch einfrieren. Dazu wird er kleingeschnitten und kurz in kochendem Wasser blanchiert.

Da wir in 2022 eine so große Weißkohlernte hatten, dass der Platz in der Truhe nicht mehr ausreichte, haben wir Weißkohl außerdem eingekocht (120 Minuten bei 100 Grad).


Zubereitung


Unser Favorit: Weißkohl mit Hackfleisch…. Ganz einfach im Topf geschmort.


Aber auch Sauerkraut wird jedes Jahr gemacht. Dazu schneiden wir den Weißkohl in kleine Streifen und geben pro Kilogramm 20 Gramm Salz (ohne Jod, ohne Rieselhilfe o.ä.) dazu. Das Ganze kommt in einen Gärtopf und wird so lange gestampft, bis die Flüssigkeit aus dem Kohl sich so freigesetzt hat, dass der Kohl vollständig bedeckt ist. Deckel auf den Topf und den Rand des Gärtopfes mit Wasser füllen. So kann keine Luft in den Topf geraten, aber die Gärgase entweichen. Nach einigen Wochen ist das Sauerkraut fertig.