Wenn Mann und Frau frisch zusammen sind, unterhalten sich die Beiden in der Regel viel und erzählen sich gegenseitig einiges über sich. Natürlich machen sie auch andere Sachen, aber das gehört hier nicht hin. Jedenfalls war das bei uns so, und wenn wir zwischendurch mal Luft geholt hatten, haben wir uns natürlich gegenseitig viel voneinander erzählt. Irgendwann kamen wir auf das Thema Garten und wir unterhielten uns über unsere Kindheitserinnerungen. Dani schwärmte von dem Garten, den ihre Großeltern, mit denen sie viel Zeit verbrachte, am Haus betrieben und ich von den Erinnerungen, die ich mit dem Garten meiner Eltern verbinde. Ziemlich schnell kamen wir zu dem Entschluss, dass wir ein Stück dieser Zeit gemeinsam zurückholen wollten. Also musste ein Garten her. Doch wie stellt man das an? Wir dachten damals im Februar 2009, dass es wohl gar nicht so einfach wäre, einen Garten zu pachten. Wir waren von noch heute gängigen Klischees beeinflusst und der Auffassung, dass es Wartelisten gäbe und eine Bewerbung auf einen freien Garten recht schwierig wäre. Mit diesen wenig aussichtsreichen Gedanken haben wir uns nach den Öffnungszeiten des nächstbesten Gartenvereins erkundigt, haben uns schick gemacht und standen rechtzeitig vor der Tür. Doch was war das? Gefühlt 50 Menschen waren schon vor uns da. Wollten die etwa alle einen Garten pachten? Unsere Hoffnung auf einen Garten fiel ins Bodenlose.
Trotzdem haben wir abgewartet, bis wir an der Reihe waren und ins Büro gerufen wurden. Als wir dem Landverwalter unser Anliegen erläuterten, erhielten wir von ihm eine Liste von einigen freien Gärten und eine Übersichtskarte, damit wir uns in dem riesigen Areal zurechtfinden konnten. Die gesamte Gartenanlage ist in mehrere Koppeln unterteilt, erstreckt sich über den südlichen und östlichen so genannten Kieler Grüngürtel und umfasst ca. 1100 Gärten. Ein riesiges Labyrinth aus teils befahrbaren und teils nur begehbaren Wegen. Wer noch nie dort war, kann sich schon verlaufen und an ungeahnten Stellen aus dem Labyrinth wieder herauskommen.
Wir entschieden uns, zunächst die Koppel aufzusuchen, auf der meine Eltern einst ihren Garten hatten, weil ich glaubte, mich dort einigermaßen auszukennen, wenn es auch lange her war, und stiegen ins Auto. Ja, wir mussten mit dem Auto fahren, denn diese Koppel lag einige Kilometer entfernt vom Vereinsbüro. Ich sag ja: ein riesiges Areal. Auf dem weg dorthin hielten wir noch an einer anderen Koppel um dort ein oder zwei Gärten zu besichtigen (vielleicht waren es auch ein oder zwei mehr, da streikt mein Erinnerungsvermögen), doch diese gefielen uns gar nicht. Zwar einigermaßen gepflegt, aber zu weit einzusehen und recht schmale Schläuche, da käme die Privatsphäre zu kurz. Also fuhren wir weiter….und haben uns prompt verfahren. Es dämmerte bereits und es wurde immer schwieriger aus diesem Wirrwarr an Wegen den richtigen zu wählen. Doch irgendwann standen wir auf dem Parkplatz, in dessen Nähe der ehemalige Garten meiner Eltern war. Auf dieser Koppel sahen wir uns um und standen plötzlich vor unserem Traumgarten. Ein großer Doppelgarten, der nicht von allen Seiten von anderen Gärten umsäumt war, sondern an einer Wegkreuzung lag, mit einer hohen Hecke umgeben. Fünf Apfelbäume, die einen kleinen Weg säumten, zwei große Hütten, ein kleiner Schuppen. Der Garten war nicht so leicht einsichtig und vor allem nicht so ein schmaler Schlauch. Zwar ziemlich verwildert, aber das sollte uns nicht abschrecken. Der war es! Noch ein Blick auf die Liste und die Karte, ja dieser Garten war frei!
Jetzt kam Hektik auf. Es wurde bereits dunkel, das Büro würde bald schließen, wie viele Bewerber sind noch vor uns, würden sie uns den Garten vor der Nase wegschnappen? Also schnell ins Auto und zurück zum Vereinsbüro.
Dort angekommen sahen wir unsere Chancen schwinden. Immer noch so viele Menschen. Alles Bewerber? Doch aufgeben kam uns nicht in den Sinn und so warteten wir erneut, bis wir wieder hereingerufen wurden. Dann kam die Überraschung: „Ja, dann treffen wir uns in den nächsten Tagen und machen vor Ort die Übergabe. Den Vertrag bringe ich mit.“ sagte der Landverwalter. Häh? Heißt das jetzt, dass wir den Garten haben? „Ja, warum nicht? Bedenkt aber, dass ein Garten auch Arbeit bedeutet und auch die Hände schmutzig werden.“ ermahnte er uns noch und schielte dabei auf unser Outfit.
So einfach war das. Plötzlich waren wir Kleingärtner!
Was wir damals nicht wussten: Anfang des Jahres werden die Pachtrechnungen an die Pächter verschickt. Viele davon bevorzugen es, ihre Pachtrechnung in bar zu bezahlen. Folglich finden sich die Pächter besonders in dieser Zeit zu den Öffnungszeiten im Büro ein, teils um die Rechnung zu begleichen, teils um zu feilschen und wieder andere möchten sich über etwas beschweren oder haben sonstiges zu besprechen. Daher der große Menschenandrang. Es waren kaum Interessenten für einen Garten dort, Wartelisten gab es nicht und bewerben musste man sich auch nicht. Es standen mehr als genug freie Gärten zur Verfügung.
Aber das soll man als Neuling erst einmal wissen.