Grünkohl gilt insbesondere im Norden traditionell mit seinem deftigen Geschmack als eines der beliebtesten Wintergemüse. Der hohe Eisen-, Protein- und Vitamingehalt ließ den Grünkohl in den letzten Jahren zudem auch als sogenanntes Superfood avancieren. Ob in Smoothies oder traditionell zubereitet, im eigenen Garten angebaut, schmeckt er doch immer eine Spur besser.



Der Boden


In dem Beet sollte in den letzten vier Jahren kein Kohl angebaut worden sein. Das gilt auch für alle anderen Kreuzblütengewächse. Beachtet das auch bei einer eventuellen Gründüngung. Gelbsenf zum Beispiel gehört ebenso zu den Kreuzblütern. Eine zu häufige Anbaufrequenz kann zu Kohlhernie führen. Das ist eine Pflanzenkrankheit, die von dem Schleimpilz Plasmodiophora brassicae ausgeht und zu Gewebewucherungen an den Wurzeln von Kohlpflanzen führt. Der Boden wäre bei Befall sehr viele Jahre für Kohlpflanzen und andere Kreuzblüter nicht mehr nutzbar. 

Den Boden bereiten wir bereits im Spätherbst, allerspätestens im zeitigen Frühjahr mit einer reichlichen Kompostgabe und einer dicken Mulchschicht vor. Grünkohlpflanzen sind Starkzehrer und brauchen reichlich Futter.

Aussaat


Wir säen den Grünkohl ab ca. März bis April (später geht auch noch) im unbeheizten Gewächshaus in Anzuchtschalen aus. Das Saatkorn stecken wir ca. einen halben bis einen Zentimeter in die Anzuchterde. Im Gewächshaus bleiben die Jungpflanzen auch stehen, bis sie ab Ende Mai bis Ende Juni ins Beet kommen. Die Pflanzzeit richtet sich bei uns auch danach, ob wir noch eine Vorkultur im Beet stehen haben und das Beet für den Grünkohl frei geworden ist.

Vorkultur


Als Vorkultur eignen sich Frühkartoffeln oder auch Erbsen. Diese machen das Beet relativ früh frei und es ist Platz für die jungen Grünkohlpflanzen. Besonders Erbsen als Leguminosen reichern den Boden noch zusätzlich mit Stickstoff an, was dem Grünkohl als Starkzehrer zugute kommt.

Unkraut und Mulch


Damit dem Grünkohl die Nährstoffe möglichst reichhaltig zur Verfügung stehen, versuchen wir, das Beet frei von Unkraut zu halten. Dabei unterstützt uns eine Mulchschicht, die hauptsächlich aus Rasenschnitt besteht. Die Mulchschicht hilft, den Boden feucht zu halten und verhindert außerdem das Ausschwemmen der Nährstoffe. Die Mulchschicht bringen wir immer nur nach und nach in dünnen Schichten auf.


Dünger


Wir düngen ausschließlich mit organischem Dünger und reifem Kompost. Den bringen wir alle drei bis vier Wochen aus und arbeiten ihn im Boden leicht ein. Brennnesseljauche ist übrigens auch sehr gut geeignet.


Fehler...


 ...machen wir auch.  Auf dem Foto siehst Du die Pflanzen, die nach Regen und Sturm auf der Seite liegen. Das Regenwasser sammelt sich in nicht unerheblichen Mengen in den krausen Blättern, welches die Pflanzen kopflastig macht. Es braucht manchmal noch nicht einmal den Wind, um die Pflanzen umkippen zu lassen. Ist es erst einmal so weit, wird es nicht so einfach, diese wieder aufzurichten und an Stäben zu fixieren.

Hier haben wir die Sorte halbhoher roter Krauser angebaut. Es gibt auch niedrige Sorten, die aufgrund ihrer geringeren Höhe standfester sind oder Sorten mit eher glatten Blättern (wie z.B. Palmkohl, auch Schwarzkohl genannt), an denen das Regenwasser weniger halt findet. Bei den hohen Sorten empfiehlt es sich daher, diese rechtzeitig mit Stäben zu stützen.

Schädlinge


Sieh Dir mal das Bild mit den Raupen auf dem Rosenkohl an. Das sind die Raupen des großen Kohlweißlings, ein Schmetterling. Der Kohlweißling legt seine gelben Eier in kleinen Gruppen vorzugsweise auf die Unterseite der Kohlblätter ab. Die Raupen sind sehr gefräßig und können der Kohlernte schon einmal den Garaus machen. Wir haben versucht, durch Mischkultur, insbesondere mit Tagetes (Studentenblume), die den Schmetterling durch den Geruch der Pflanze verwirren soll, den Befall zu verhindern, bzw. zu minimieren. Naja…..sämtliche Kohlpflanzen waren befallen :-)

Unser Grünkohl jedoch wurde kaum von den Raupen besetzt. Ich weiß nicht, ob es an der roten Sorte lag, oder es einfach nur Zufall war. Wer wirklich Ruhe davor haben will, sollte Kulturschutznetze verwenden.

Mythos Frost


Grünkohl enthält Bitterstoffe, die den Geschmack beeinflussen. Es wird gesagt, dass Grünkohl immer erst einmal Frost benötigt, um wirklich genießbar zu sein. Das stimmt jedoch nur bedingt. Bereits bei kühleren Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechselprozess bei den Pflanzen. Das bedeutet, die Pflanze benötigt nicht mehr soviel Zucker für das Wachstum. Also wird der Zucker in den Blättern eingelagert. So wird der Grünkohl milder und schmeckt auch ohne den Einfluss von Minustemperaturen. Wer ganz sicher gehen will, kann natürlich auch auf den Frost warten. Es schadet der Pflanze keineswegs.


Ernte


Wenn es endlich so weit ist, ernten wir die Blätter von unten nach oben ab. Dabei brechen wir die Blätter einfach heraus. Es wird schon eine ganze Menge an Blättern benötigt, um ein Essen für zwei Personen und zwei Tage (am zweiten Tag schmeckt der Grünkohl aufgewärmt noch eine Spur besser) zuzubereiten, daher ernten wir lieber ein wenig zu viel und frieren den zubereiteten Grünkohl, der übrig geblieben ist einfach ein. Der Blattstiel ist meistens holzig, daher werden die Blätter gerupft. Das geht ganz einfach, indem man das Blatt am oberen Ende festhält und mit der anderen Hand das Blatt abstreift.


In diesem Video siehst Du etwas über unseren Grünkohlanbau. Viel Spaß dabei.